Mit dem legendären Handballteam des SC Korb legten sie eine fast unerreichte Erfolgsserie hin, mit dem VfL Waiblingen haben sie sich in Liga zwei etabliert. Und nun verlassen drei Spielerinnen dieser Gemeinschaft den VfL, darunter Lea Gruber. Es ist ein tränenreicher Abschied von Caren Hammer und Co., aber auch ein fröhlicher. Denn die Freundschaft wird bleiben.
Gerade noch hat Lea Gruber laut gelacht, jetzt aber muss sie fast wieder ein bisschen weinen, als sie hört, was Caren Hammer über sie sagt: „Es ist schlimm, dass Lea geht. Sie ist eine Granate in der Abwehr, und vorne geht sie durch, egal, wer da steht. Sie war die gute Laune im Team, man konnte immer mit allem zu ihr hingehen. Und jetzt ist sie bald so weit weg …“ Fünf Jahre lang hatten sich die beiden beim Warmmachen vor jeder Partie im Eins gegen eins gemessen. Da hatten sich zwei gefunden. Stichwort: robust. Die anderen im Team wollten lieber nicht gegen sie spielen. „Caren packt zu“, sagt Gruber. „Und Lea stört’s nicht, wenn man zupackt“, ergänzt Hammer. Beide kichern.
Doch irgendwann endet eine sportliche Beziehung nun mal. Studienbedingt wechselt die 22-jährige Gruber nach Sachsen-Anhalt zum SV Union Halle-Neustadt. Dass der ein künftiger Zweitliga-Konkurrent des VfL Waiblingen ist, findet die Rückraumspielerin „jetzt auch nicht cool“. Doch das Master-Studium „Visual Stories and Strategies“ wird eben nur an wenigen Orten angeboten. Außerdem sucht Gruber die sportliche Herausforderung: „In Halle fang’ ich von null an.“
Rückblick auf „ein geiles Team“
Ihr erstes Handball-Abenteuer unternahm Lea Gruber im Jahr 2014, als sie zusammen mit ihrer besten Freundin Hanna Hojczyk als 17-Jährige vom Landesligisten SF Schwaikheim zu den Frauen des SC Korb wechselte. Die waren unter Trainer Dieter Gramer gerade in die Baden-Württemberg-Oberliga aufgestiegen. Parallel spielten Gruber und Hojczyk noch beim Jugend-Bundesligisten SV Remshalden – gemeinsam mit Vanessa Nagler, Jasmin Dirmeier, Sina Stumpp und Louisa De Bellis. Letztere ist heute Kreisläuferin des VfL-Zweitligateams, die anderen machten mit dem SC Korb Furore. „Es war ein geiles Team“, schwärmt Gruber. „Als Hanna und ich hingekommen sind, waren wir froh, dass Vanessa auch noch kam. Aber wir haben uns direkt aufgehoben gefühlt und mit den anderen auch viel privat gemacht.“
Familiäre Atmosphäre in Korb war etwas ganz Besonderes
Zu den anderen gehörten erfahrene Spielerinnen wie Petra Feucht, Jessica Cyklarz und Lana Holder (ab 2015), aber auch Talente wie Caren Hammer. Ein entscheidender Faktor war von 2014 an der neue Coach: Jürgen Krause. „Wir fanden ihn einen super Trainer“, sagt Gruber, „ich habe am meisten von ihm gelernt. Als ich nach Korb kam, hab’ ich gedacht, ich kann nur Abwehr spielen. Aber dann hab’ ich mich im Angriff und auch von der Fitness her sehr entwickelt.“ Die Korberinnen eilten mit Kapitänin Anja Itterheim weiter von Erfolg zu Erfolg. Als Aufsteiger gelang der Durchmarsch in die 3. Liga und dort gleich der Sprung auf Platz vier.
Etwas ganz Besonderes war laut Gruber und Hammer die familiäre Atmosphäre in Korb. So übernahmen Eltern von Spielerinnen Foyerdienste in der Ballspielhalle, Hammers Vater Hartmut fungierte als Torwarttrainer. Und auch mit Co-Trainerin Heike Kranacher (Caren Hammer: „Sie hat Jürgen auch mal ein bisschen gebremst“) und Physio Britta Küchler („Sie war immer da und hat sich alle Sorgen angehört“) verstand sich das Team glänzend.
Ein Schock war es deshalb, als Korb in der Folgesaison Meister wurde, der Verein aber aus finanziellen Gründen den Aufstieg nicht stemmen wollte und zahlreiche Spielerinnen ihren Abschied verkündeten. Die Lizenz ging mit Hilfe der Gründung der Frauenspielgemeinschaft Waiblingen/Korb an den VfL – und die sechs verbliebenen Korber Akteurinnen mussten nach Waiblingen wechseln, um in der 2. Liga spielen zu können. Das ging nicht ohne Tränen ab. „Aber wir haben den Schritt gemacht, um das, was wir erreicht hatten, zu ernten“, sagt Hammer. Fortan traten sie, Gruber, Dirmeier, Nagler, Hojczyk und Stumpp, also für die FSG und somit den VfL an.
Hochs und Tiefs in Liga zwei
Obwohl es natürlich nicht das Gleiche war, fühlten sich die Korberinnen auch im neuen Team wohl. Hammer wurde Kapitänin. Jedoch: Das Experiment mit Jürgen Krause und Kerstin Zimmermann als gleichberechtigte Coaches endete mit der Entlassung des Duos. „Beide sind gute Trainer“, sagt Gruber. „Aber es gab Ups und Downs. Mal haben sie harmoniert, mal waren sie unterschiedlicher Meinung.“ Das abrupte Ende noch während der Saison sei dennoch sehr schwierig für die Mannschaft gewesen. „Wir hätten uns alle eine andere Verabschiedung gewünscht. Speziell von Jürgen, nach vier Jahren mit ihm.“
Zur neuen Saison kam der junge dänische Coach Nicolaj Andersson. Für den VfL ist es trotz durchwachsener Rückrunde gut gelaufen. Das Team wurde, nach Platz acht im Vorjahr, Sechster. Andersson sei ein anderer Typ als Krause, sagt Hammer. „Er ist ruhiger. Aber auch ein guter Trainer.“ Nicht zuletzt, weil er sehr akribisch arbeite.
Wiedersehen mit Gruber auf dem Spielfeld
Mit Gruber, Hojczyk (zum Drittligisten TV Nellingen) und Dirmeier (zum Neu-Drittligisten TSV Wolfschlugen) verabschieden sich nun – nach Sina Stummp im Vorjahr – drei weitere ehemalige Korberinnen aus der Mannschaft. Bleiben noch Vanessa Nagler und Caren Hammer. Die 26-Jährige sagt entspannt: „Jetzt schauen wir mal, wie’s läuft mit den Neuzugängen, und dann gucken wir, wo wir hinkommen.“
Ein Wiedersehen geben wird es auf jeden Fall mit Lea Gruber. Nicht nur dann, wenn diese zu Besuch im Remstal ist, sondern auch auf dem Spielfeld. Mal sehen, wer bei den Partien Waiblingen gegen Halle die Oberhand im robusten Eins gegen eins behält: Hammer oder Gruber.