Nadja Bolze ist schon ein wenig enttäuscht gewesen. “Wenn wir vorher gewusst hätten, dass wir einen Punkt holen, hätten wir es wahrscheinlich alle unterschrieben”, erklärte die 27-Jährige nach dem 23:23 (12:11)-Unentschieden zwischen den Handballerinnen des BSV Sachsen und des SV Union Halle-Neustadt. “Aber wir haben uns natürlich mehr ausgerechnet. Auch wenn wir da unten stehen, kann man mit uns trotzdem rechnen.” Vor 530 Zuschauern brachte der Tabellenzwölfte Zwickau die an dritter Stelle rangierenden “Wildcats” an den Rand einer Niederlage.Bei beiden Mannschaften standen Spielerinnen auf dem Parkett, die in der Woche wegen Grippe das Bett hatten hüten müssen. Zudem fehlte bei den Gästen Torjägerin Helena Egelund Mikkelsen (im Krankenhaus). Nadja Bolze saß nach vier Spielen Verletzungspause erstmals wieder auf der Bank. “Weil wir mehrere mit Grippe angeschlagene Spielerinnen hatten, habe ich gesagt, ich helfe der Mannschaft. Wenn die eine Pause brauchen, dann bin ich da”, betonte die gebürtige Erfurterin. In der 18. Minute wurde sie eingewechselt. Drei Tore steuerte sie gegen Halle-Neustadt bei.
Bis zum 5:4 (15.) legte der BSV immer ein Tor vor. Mitte der ersten Halbzeit wendete sich das Blatt. Halle ging in Führung, der BSV glich aus – bis zum 8:8 (22.). Mikaela Johansson sorgte beim 10:8 (23.) für die erstmalige und einzige Zwei-Tore-Führung der Saalestädterinnen. Mit einer 4:0-Serie zum 12:10 (29.) drehte Zwickau den Spieß wieder um. Nach der Pause lagen die Sachsen stets mit zwei, drei Toren vorn – bis in die Schlussphase. Nach dem 23:20 durch Nadja Bolze vom Kreis (53.) sollte in den letzten 7:10 Minuten kein Tor mehr gelingen, während die Gäste noch dreimal einnetzten – davon zweimal vom Punkt. Die Referees aus Sachsen-Anhalt mussten sich “Schieber!”-Rufe gefallen lassen. Nicht nur Mike Schmidt alias “Sachsen-Leo” hätte in manchen Szenen eher auf Stürmerfoul entschieden.
Katarina Pavlovic wirkte nach der Schlusssirene ein bisschen traurig. “Wir lagen fast das ganze Spiel vorn. In den letzten Minuten wurde es noch ein Unentschieden”, ärgerte sich die Kroatin. Es war mehr drin. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison. “Wir schaffen es noch nicht, den Druck bis zum Ende zu halten”, bedauerte Trainerin Corina Cupcea. Zwar zeugen 23 Tore von einer guten Abwehrleistung, doch es hapert in der Offensive, wo man etliche Zuspielfehler fabrizierte. “Leider haben wir es nicht geschafft, im Angriff das zu machen, was wir uns vorgenommen hatten”, legte Cupcea den Finger auf die Wunde. “Die Abwehr von Halle war schon sehr aggressiv.”
Knackpunkt war die 46. Minute: Beim Stand von 20:17 hat Zwickau in Überzahl die Chance, auf vier Tore davonzuziehen, nicht genutzt. Drei Minuten später knallte der Ball zweimal gegen das Gebälk – erst Fabienne Kracht, dann Laura Majer. Nadja Bolzes Siebenmeter klatschte an den Pfosten (50.). Auch Katarina Pavlovic traf nur das Holz (56.). In der Schlussphase war also auch eine gehörige Portion Pech im Spiel. “Es ist kein verlorener Punkt, aber ärgerlich”, räumte Nadja Bolze ein.
Durch den gestrigen Sieg von Hannover-Badenstedt gegen den Tabellenzweiten Ketsch (33:32) ist im Keller der 2. Liga alles noch enger zusammengerückt. Am 7. April sind die Niedersachsen in Neuplanitz zu Gast. Dieses Spiel wird richtungsweisend für Zwickau.