Um 17:45 Uhr war es für die Besucher des Bundesligaspiels zwischen den Wildcats und der SG Kirchhof 09 nicht mehr so einfach, einen Parkplatz in Spielortnähe zu finden. 502 Zuschauer wollten den ersten Auftritt des SV UNION Halle-Neustadt im Jahr 2013 in der Selkestraße sehen. Ein Zuschauerrekord in der laufenden Saison, und das bei einem Kellerduell. Der Aufsteiger aus Kirchhof war mit Neuzugang Cristina Mihai an die Saale gereist. Die Rückraumspielerin hat vom Erstligisten Bad Wildungen nach Kirchhof gewechselt und soll nun dem Zweitligisten im Abstiegskampf helfen. Die Wildcats starteten unsicher in die für beide Mannschaften so wichtige Partie. Kirchhof spielte offensive und sehr bewegliche Abwehrvarianten, worauf sich die Hallenserinnen erst einmal einstellen mussten. Verantwortung in der frühen Phase der Partie übernahm Dagmar Stuparicova. Dennoch rannten die Gastgeber einem 5:8-Rückstand hinterher. Spielerisch und auch kämpferisch hatten die Gäste aus Kirchhof ein ganz anderes Niveau als Greven vor 2 Wochen. In vielen vergangenen Spielen war genau dies das Problem der Hallenserinnen. Wenn der Rückraum nicht zur Entfaltung kam und der Kreis zugestellt war, stellte das die Wildcats immer wieder vor große Probleme. An diesem Punkt haben Trainer Michal Lukacin und sein Team gearbeitet, und davon konnte sich jetzt auch das Heimpublikum überzeugen. Ab der 15. Spielminute präsentierten sich die Hallenserinnen in Spiellaune. Über alle Positionen hinweg entwickelte man Torgefahr. Die Außenspielerinnen Dagmar Stuparicova und Elisa Möschter waren nur schwer zu halten und hatten immer wieder den nötigen Platz, um ihre Tore zu erzielen. Der Rückraum war in dieser Phase der kreative Kopf der Mannschaft. Eileen Uhlig, Jacqueline Hummel, Monic Burde und Sabrina Cichy suchten nicht nur die Außenspielerinnen, sondern brachten gezielt auch Stefanie Hummel am Kreis in Torposition. Den 5:8-Rückstand drehten die Hallenserinnen innerhalb einer Viertelstunde in eine 14:10-Führung zur Halbzeit.
Die Wildcats und ihre Halbzeitführungen – das ist in dieser Saison immer etwas Besonderes. Die große Frage, die sich die Zuschauer stellten, war, wie kommt das Team aus der Kabine? Die Partie wurde wieder enger, was aber daran lag, dass die Gäste nicht aufgaben und weiterhin mit einer guten kämpferischen Einstellung die Partie bestritten. In der 40. Minute war das Spiel beim Stand von 18:17 wieder offen und die Wildcats mussten das erste Mal im Spiel die Nerven behalten. Elisa Möschter hatte diese und sorgte mit zwei Toren in Folge für ein wenig Entspannung im halleschen Team. Als dann Stefanie Hummel das Tor zum 26:21 in der 48. Minute erzielte, sollte der erste Heimsieg eigentlich in trockenen Tüchern sein. Die Wildcats machten es aber wieder spannend und die Partie entwickelte sich wieder zum Handballkrimi. Kirchhof lauerte auf Fehler der Hallenserinnen und schaltete immer wieder blitzschnell von Abwehr auf Angriff, sodass Michal Lukacin in der 54. Minute beim Spielstand von 27:25 gezwungen war, eine Auszeit einzulegen. Der Trainer beruhigte sein Team und wies seine Spielerinnen noch einmal auf ihre persönlichen Stärken hin. Das Team aus Kirchhof merkte, dass hier noch nicht alle Messen gelesen waren und knüpfte dort an, wo es vor der Auszeit aufgehört hatte. Vor allem Jana Pollmer war eine sichere Torschützin in den Schlussminuten. 29:29 zeigte die Anzeigentafel und noch 30 Sekunden waren zu spielen. Erneut gab es eine Auszeit für die Wildcats. In Unterzahl musste nun ein Tor her. Den entscheidenden Treffer eines Spiels zu machen war bisher nicht die Stärke des SV UNION Halle-Neustadt. Gästetrainer Gernot Weiss ging auf Risiko und spielte mit Manndeckung, um einen schnellen Ballverlust der Wildcats herbeizuführen. Drei Sekunden vor Schluss tat sich auf einmal eine Lücke auf Rechtsaußen auf, welche Elisa Möschter eiskalt nutzte und somit den Sieg sicherte. Was danach geschah, war grenzenloser Jubel. Sowohl die Zuschauer, die auf Grund ihrer tollen Unterstützung auch mit zum Sieg beigetragen haben als auch die Spielerinnen feierten noch Minuten nach dem Abpfiff diesen wichtigen Erfolg. Neben Möschter hatten Torfrau Anna Baranowska, Dagmar Stuparicova (7), Stefanie Hummel (6) und Monic Burde (5) den größten Anteil am Erfolg.
Durch den 30:29 Erfolg rutschen die Hallenserinnen jetzt von den Abstiegsplätzen und haben Anschluss an das Tabellenmittelfeld. Nicht nur die Zuschauer verließen begeistert die Halle, auch die neue Geschäftsführerin des SV UNION Halle-Neustadt, Dana Neutag, zeigte sich beeindruckt von ihrem Team. „Das war heute ein großartiges Spiel mit einer tollen Kulisse. Unsere Mannschaft hat heute das Kämpferherz gezeigt. Das Auftreten als Team und das Zusammenspiel mit den Fans war heute ein Grund dafür, dass wir die schweren Aufgaben während des Spiels positiv gelöst haben und wir nicht die Nerven verloren haben. Ich würde mich freuen, wenn wir am 19.01.2013 im Spiel gegen Borussia Dortmund erneut so viele Handballbegeisterte in der Selkestraße begrüßen dürften.“
Mehr Bilder zum Spiel findet man in der Bildergalerie.
Redaktion: Marcel Gohlke
Fotos: Thomas Zober