Buchholz. Nein, ein Fünf-Tore-Rückstand der Handball-Luchse Mitte der ersten Halbzeit bringt keinen Handballfan in der Nordheidehalle in Buchholz mehr aus der Ruhe. Wie ein roter Faden zieht sich durch die laufende Saison, dass die Zweitligafrauen von Buchholz 08-Rosengarten ein Spiel in der zweiten Halbzeit noch drehen können. Wie jetzt im Heimspiel gegen die “Wildkatzen” vom SV Union Halle-Neustadt, das vor 322 Zuschauern am Ende scheinbar locker mit 32:25 (14:15) gewonnen wurde und den Handball-Luchse die Tabellenführung vor den spielfreien Kurpfalz Bären bescherte.
“Wir haben einen Superkader”, schloss Trainer Maximilian Busch ausdrücklich alle Spielerinnen in sein Lob ein. Noch sei zwar das Ziel, auf jeder Position doppelt gleichwertig besetzt zu sein, nicht ganz erreicht, aber man sei auf einem guten Weg. Im Tor beispielsweise glänzte Mareike Vogel in der zweiten Halbzeit mit etlichen Paraden. Beim Spielstand von 17:13 parierte die eigens eingewechselte Mandy Hoogenboom erst einen Siebenmeter und dann auch den Nachwurf. Die Halle feierte die “Ersatztorhüterin” mit frenetischen “Mandy, Mandy”-Rufen. Beim nächsten Strafwurf für Halle-Neustadt forderten die Zuschauer erneut lautstark Mandy Hoogenboom, und sie bekamen die junge Torfrau. Diesen Siebenmeter konnte die 21-Jährige allerdings nicht halten. Im Rückraum blieb Johanna Heldmann nach ihrem Treffer zum 1:1-Ausgleich ziemlich blass, ihr gelang wenig. Und auch Kreisläuferin Lynn Schneider konnte nur selten ins Spiel eingebunden werden. Noch vor der ersten Auszeit brachte Maximilian Busch mit Evelyn Schulz eine neue Kreisläuferin. Sie war am Ende mit acht Toren beste Werferin der Handball-Luchse. Im Rückraum sorgte nach ihrer Einwechslung Sarah Lamp für neuen Schwung, spielte aber zu eigensinnig. Trotzdem konnten die Gastgeberinnen den 5:10-Rückstand nach 13 Minuten Stück für Stück verkürzen und kamen nach einem sehenswerten Spielzug durch Evelyn Schulz fünf Minuten vor der Pause zum 12:12-Ausgleich.
“Jetzt geht’s los!”, skandierte die Halle, die Zuschauer hatten das Gefühl, dass dieser Treffer die Wende markierte. Schulz traf auch zum 13:13. Dass es trotzdem mit einem knappen Rückstand in die Pause ging, lag auch daran, dass Melissa Luschnat nach Foul an der inzwischen eingewechselten Rückraumspielerin Laura Schultze mit einem Siebenmeter an der Gästetorhüterin scheiterte. Vorher war sie zweimal von der Siebenmeterlinie aus erfolgreich gewesen und am Ende mit sechs Treffern die zweitbeste Werferin. Die Verantwortung bei den folgenden Strafwürfen nahm Paula Prior auf sich. Sie war bei allen drei Versuchen erfolgreich. Der Treffer zum 14:15-Pausenstand war der dritte in Folge für Evelyn Schulz. Dass immer wieder eine Spielerin erfolgreich für die andere einspringen kann, macht bisher die Stärke von Buchholz 08-Rosengarten aus. Was allerdings für die Außenangreiferinnen noch nicht zutrifft, da gibt es neben den Stammkräften Melissa Luschnat auf der linken und Leonie Limberg auf der rechten Seite mit der sehr jungen Zeliha Puls nur eine wirkliche Alternative.
Bis sich die physische Überlegenheit allerdings durchsetzt, musste die Mannschaft noch ein kleines Tal der Tränen durchschreiten (16:19/39. Minute). Gleich dreimal Mal in Folge scheiterte Laura Schultze an der gegnerischen Torhüterin und auch Kim Land, die diesmal fast ausschließlich auf der Mittelposition agierte, brachte ihren ersten Versuch im zweiten Durchgang nicht im Tor unter. Doch dann meldete sich Johanna Heldmann als Torschützin zurück, Hoogenboom hielt den Siebenmeter und Paula Prior nutzte ihre Möglichkeiten von der Strafwurflinie souverän.
Als Halle-Neustadt auf “Manndeckung” für Johanna Heldmann und phasenweise für Kim Land umschaltete, traf Paula Prior zum vorentscheidenden 24:20. Von den Gästen aus Sachsen-Anhalt war nun nicht mehr viel zu sehen, jetzt trafen auch Lynn Schneider vom Kreis und Sarah Lamp aus dem Rückraum. Mit einer Parade von Mandy Hoogenboom ging das Spiel zu Ende und die Tabellenführung in der 2. Frauen-Bundesliga an die Handball-Luchse. Vor der WM-Pause bis zum 16. Dezember steht am kommenden Sonnabend das Auswärtsspiel bei Sachsen Zwickau auf dem Plan. “Unsere gute Fitness haben wir uns in der Vorbereitung auf die Saison hart erarbeitet”, sagte Trainer Maximilian Busch. “Und auf die Manndeckung für Kim Land und Johanna Heldmann waren wir vorbereitet.” Bezeichnend für den Auftritt von Johanna Heldmann an diesem Abend war das Statement von Gästetrainerin Bianka Eckardt. “Ich kann nur froh sein, dass mein Gegenüber seine Nummer acht erst in der zweiten Halbzeit gebracht hat”, sagte sie. Busch musste korrigieren: “Sie hat von Anfang an gespielt.” Aufgefallen ist sie aber erst in der Schlussphase mit einer bärenstarken Leistung.
Quelle: Hamburger Abendblatt (https://www.abendblatt.de/)