Es dauerte lange, bis die Spielerinnen des SV UNION Halle-Neustadt am Sonntagnachmittag zu ihren Fans gingen und sich für die Unterstützung bedankten. Nach den Tränen zu urteilen, die bei einigen im Gesicht deutlich erkennbar waren, würde man denken, dass die UNION-Handballerinnen eine herbe Niederlage einstecken mussten. Aber weit gefehlt. Der Tabellenneunte bremste den Siegeszug des Tabellenführers in beeindruckender Weise aus. Zwar war ein Sensationssieg in Reichweite, doch wer vor dem Spiel gesagt hätte, wir nehmen einem Punkt aus dem Spiel gegen Bietigheim mit, den hätte der eine oder andere vielleicht belächelt. Am Ende fehlt eine Sekunde, um den Sieg in trockene Tücher zu bringen. Die Hallenserinnen, die durch den kurzfristigen Ausfall von Monic Burde im Rückraum geschwächt waren, machten den Gästen aus Bietigheim das Leben schwer. Vor allem in der ersten Halbzeit beeindruckten die Wildcats mit einer Abwehrleistung, die wohl die beste in der laufenden Saison war. UNION-Torhüterin Anna Baranowska und ihre Vorderleute bildeten eine Einheit, die von Bietigheim in 19 Minuten nur zweimal bezwungen werden konnte. In der Offensive machten vor allem Elisa Möschter und Stefanie Hummel auf sich aufmerksam. Beide Spielerinnen hatten einen erheblichen Anteil an der 10:2 Führung in der 19. Minute. Der ehemalige Trainer der Nationalmannschaft Dago Leukefeld stellte nach einer Auszeit für sein Team die Abwehr um und machte die Räume von Kreisspielerin Stefanie Hummel deutlich enger. Zu diesem Zeitpunkt hatte Ania Rösler bereits zwei Zeitstrafen auf ihrem Konto und konnte nur noch in der Offensive eingesetzt werden. Der Tabellenführer kam jetzt aber besser ins Spiel und erzielte schnelle und einfache Tore zum Ende der ersten Halbzeit. Die Führung schrumpfte bis zur Pause auf 12:10.
In der zweiten Halbzeit sahen die 250 Zuschauer ein Bundesligapartie auf hohem Niveau. Beide Mannschaften erzielten ihre Tore im Minutentakt und auch hier konnten die jungen Hallenserinnen den erfahrenen Gästen aus Bietigheim Paroli bieten. Konstant führten die Gastgeber mit 1-2 Toren bis zur 57. Minute. Vor allem Sabrina Cichy lieferte wieder sowohl in der Defensive als auch in der Offensive eine starke Leistung ab. Über die kompletten 60 Minuten spielte die gebürtige Görlitzerin eine kampfstarke Bundesligapartie. Selbst eine Bietigheimer Führung drei Minuten vor Schluss brachte die Wildcats nicht in Turbolenzen. Nur wenige Sekunden später brachte Stefanie Hummel und Sabrina Cichy die Hallenserinnen mit 28:27 in Führung. 30 Sekunden waren noch zu spielen und die Gäste nahmen die Torfrau raus, um eine zusätzliche Feldspielerin zu haben. Die Abwehr hielt dem Druck des Tabellenführers stand, bis drei Sekunden vor Schluss die ehemalige Nationalspielerin Ania Rösler die Verantwortung übernahm und den entscheidenden 28:28 Ausgleichstreffer erzielte. „Ich war mir echt sicher, dass Ania in die andere Ecke wirft“, so eine enttäuschte Anne Voigt, die bereits beim HC Leipzig mit Ania Rösler gespielt hat. Der Gästetrainer war mit dem Punktgewinn glücklich. „Die bessere Mannschaft war heute eindeutig Halle, und wir wussten genau, dass dieses Spiel in dieser engen Halle ein schweres Spiel wird“, so Leukefeld nach dem Spiel. Dennoch können auch die Wildcats auf diesen Punktgewinn stolz sein. Am kommenden Samstag reisen die Schützlinge von Trainer Michal Lukacin zur TSG Ober-Eschbach. Dieses Spiel in Bad Homburg wird aber ein komplett anderes werden. Ober-Eschbach will nach dem Auswärtserfolg am Wochenende in Greven zu Hause nachlegen und somit die Abstiegsplätze verlassen. Die Wildcats erwartet somit ein heißer Tanz.
Redaktion: Marcel Gohlke