„Hier regiert der HCL“, schallte es nach dem 23:21 durch Marlene Tucholke in der 48. Minute durch die Brüderhalle. Der HC Leipzig war drauf und dran, das Derby am Adventssonntag gegen den Bundesliga-Absteiger SV Union Halle-Neustadt für sich zu entscheiden, und ein Großteil der 827 Zuschauer war dementsprechend elektrisiert. Am Ende reichte es beim 28:30 (12:13) doch nicht ganz für einen Sieg für die jungen Leipzigerinnen gegen den Tabellenführer und hohen Favoriten aus der benachbarten Saalestadt.

„Wir sind heute letztlich wieder an uns selbst gescheitert“, resümierte HCL-Coach Erik Töpfer. Ähnlich äußerte sich auch sein Hallenser gegenüber Ines Seidler: „Es war absolut ein Spiel auf Augenhöhe. Die ein, zwei Fehler mehr des HCL haben für uns den Ausschlag gegeben.“ Wie schon im ersten Derby der Saison gegen den HC Rödertal begannen die Messestädterinnen nervös und verwarfen viele einfache Bälle. Diesmal konnten sie allerdings die Partie zumindest bis zum Ende offenhalten und hatten noch kurz vor Schluss die Chance auf den Ausgleich. „Das ist auch ein Reifeprozess“, betonte Töpfer. „Wir haben viele junge Spielerinnen, die eine solche Kulisse nicht gewohnt sind.“

Zu diesen gehört etwa Marlene Tucholke, die trotz ihrer 17 Jahre schon seit längerem Stammspielerin beim HCL ist. Gegen die „Wildcats“ aus Halle zeigte die Rückraumspielerin eine ihrer stärksten Saisonleistungen und kam als beste Leipziger Werferin auf acht Treffer. „Im Großen und Ganzen war es von der Mannschaft und von mir heute okay“, meinte die gebürtige Leipzigerin. „Wir haben gesehen, dass wir mit dem Spitzenreiter mithalten können“. Dabei helfen Marlene Tucholke auch die Erfahrungen von der U18-WM in China im Sommer, an der sie mit zwei weiteren HCL-Spielerinnen teilnahm. Nun will sie noch mehr als Führungsspielerin beim Zweitligisten vorangehen – gerade in Derbys wie gegen Halle-Neustadt, in denen auch die Mentalität mitentscheidet, wie sie erklärt. Ihr Coach wollte das Top-Talent derweil nicht so sehr hervorheben und verwies lieber auf Lara Tauchmann, die sich trotz einer gerade erst überstandenen Kreuzbandverletzung furchtlos in jeden Zweikampf warf und mit einer Serie von drei Treffern den HCL in der Schlussphase im Spiel hielt. „Lara geht immer voran und spielt mit unglaublich viel Herz“, lobte Erik Töpfer. Dies können die Leipzigerinnen auch am nächsten Adventssonntag gebrauchen, wenn mit der TG Nürtingen der nächste Topgegner in die Brüderhalle kommt.

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 02.12.2024