Der Thüringer HC kommt der siebten Meisterschaft immer näher und auch der zweite Platz der SG BBM Bietigheim kristallisiert sich immer mehr heraus. Spannend ist bei vier verbleibenden Spieltagen noch der Kampf um die weiteren Europapokalplätze. Im Tabellenkeller ist eine erste Entscheidung gefallen: Der HC Rödertal steht als Schlusslicht fest, doch noch gibt es theoretische Hoffnungen auf den Klassenerhalt, da es zu einer Relegation mit Zweitligist Halle-Neustadt kommen könnte, wenn die Wildcats im Unterhaus nicht mindestens Dritter werden.
“Zum Spiel gibt es heute nur zu sagen: Das war meisterlich”, kommentierte THC-Coach Herbert Müller das deutliche 35:21 (20:11) über den Tabellendritten Buxtehuder SV. “Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir hier jemals so schlecht gespielt haben. Das liegt aber eindeutig an der Qualität des Thüringer HC”, musste BSV-Coach Dirk Leun einräumen und ergänzte: “Wir hatten uns sehr viel vorgenommen, aber uns ist heute nichts gelungen. Ich sehe das Spiel aber als Weckruf für den Kampf um die internationalen Startplätze.”
Bei noch vier verbleibenden Partien und sieben Punkten Vorsprung gegenüber Bietigheim hat der THC schon am kommenden Wochenende im Auswärtsspiel beim HC Rödertal Matchball zum Titel. Der Noch-Meister Bietigheim verhinderte die Vorentscheidung am vergangenen Wochenende mit einem 32:25-Heimsieg über die HSG Bensheim/Auerbach und hat nun fünf Punkte Polster auf Buxtehude. “Ich bin überglücklich darüber, dass wir einen so deutlichen Sieg eingefahren haben. Ich habe heute viel gewechselt und versucht, auch die jungen Spielerinnen einzubinden. Mit dem Spiel bin ich rundum zufrieden”, bilanzierte Bietigheims Trainer Martin Albertsen. Flames-Trainerin Heike Ahlgrimm erklärte: “Ich glaube, dass wir heute Abend gesehen haben, dass wir noch meilenweit von Bietigheim entfernt sind. Ich bin ehrlich, die 7 Tore schmeicheln uns. Wir haben vorne nicht das umsetzen können, was wir uns vorgenommen hatten und Bietigheim war heute eine Nummer zu groß für uns.”
Eng umkämpft ist vor allem der Kampf um die Plätze ab Rang 3, wo Dortmund und Blomberg zwei sowie Leverkusen und Metzingen drei Pluspunkte Rückstand auf Buxtehude aufweisen. Dortmund siegte beim Neunten Oldenburg mit 33:23 (18:11). “Bei Dortmund hat das Zusammenspiel Abwehr-Torwart besser geklappt. Außerdem haben wir vorne zu viel weggeworfen. Wenn wir die reinmachen, laden wir auch nicht Dortmund dazu ein, mit der ersten oder zweiten Welle auf unser Tor zuzustürmen und so zu leichten Toren zu kommen”, musste VfL-Coach Niels Bötel einräumen. Auch BVB-Trainerin Ildiko Barna befand: “Unsere Abwehr stand im Verbund mit der Torhüterin super.”
Blomberg hatte mit Schlusslicht Rödertal lange Zeit große Mühe. “Wir sind glücklich über den Erfolg, der allerdings in die Kategorie ›Arbeitssieg‹ fällt. Rödertal war sehr bissig im Zweikampf und stellte uns vor einige Herausforderungen. Am Ende des Tages freuen wir uns dennoch über zwei weitere Punkte und die bestehende Chance auf einen Europapokalplatz”, hielt HSG-Geschäftsführer Torben Kietsch fest. HCR-Coach Maximilian Busch analysierte: “Ohne die vielen unnötigen Fehler hätten wir das Spiel enger gestalten können. Über diese Vielzahl an Chancen und Würfen, die wir frei nicht verwandeln, müssen wir dringend reden.”
Erst mit dem letzten Angriff wurde das Duell der vorher nach Pluspunkten gleichauf liegenden Teams Frisch Auf Göppingen und Bayer Leverkusen entschieden – am Ende setzten sich die Elfen in Württemberg mit 26:25 (13:13) hauchdünn durch, Frisch Auf rutschte auf Rang 8 ab. “Wir müssen weiter hart arbeiten und jedes Spiel fokussiert angehen, wir haben es selber in der Hand, unser Saisonziel zu erreichen”, so Leverkusens Trainerin Renate Wolf, die mit Blick auf die entscheidende Situation mit einer Wurffinte von Sally Potocki, dem Anspiel auf Anna Seidel und die Ablage auf Siegtorschützin Amelie Berger meinte: “Ich habe meinen Mädels nur gesagt, dass sie jetzt die taktische Möglichkeit haben, durch eine einstudierte Freiwurfvariante das entscheidende Tor zu machen, welche Variante sollten sie nun selbst entscheiden.”
Das Derby zwischen Metzingen und Nellingen wurde innerhalb von zwei Minuten entschieden: Nationaltorhüterin Isabell Roch konnte zwischen dem 20:18 (40.) und dem 24:18 (42.) selber gleich zwei Treffer erzielen und wenig später dann auch ihren vierten Siebenmeter der Hornets halten. “Damit war unsere Moral gebrochen”, klagte Nellingens Co-Trainer Steffen Wallach. Metzingens Interims-Trainerin Edina Rott sagte: “Wir hatten einen guten Start, aber die Probleme können nicht sofort gelöst werden. Aus der Pause sind wir schlecht herausgekommen und haben Fehler gemacht. Isabell Roch war heute aber überragend, deshalb konnten wir einfache Tore machen.”
Nellingen bleibt Elfter mit 11:33 Punkten, doch neben der HSG Bensheim/Auerbach hat nun auch die Neckarsulmer Sport-Union 10:34 Zähler, die ihr Heimspiel gegen den Zehnten Bad Wildungen mit 23:22 knapp für sich entschied. “Es war kein schönes Spiel, aber unglaublich spannend. Die Mädels haben sich in der entscheidenden Phase im Abschluss etwas getraut und damit diese zwei Punkte geholt. Das ist wichtig für uns”, freute sich NSU-Trainerin Tanja Logvin. Vipers-Trainerin Tessa Bremmer war sichtlich enttäuscht: „In der Abwehr haben wir eine gute Leistung gezeigt, aber im Angriff gelingt es uns im Moment nicht, in den wichtigen Phasen die Treffer zu erzielen. Wir müssen diese Woche hart daran arbeiten und unseren Fans zu Hause gegen Blomberg beweisen, dass wir einfach mehr können.“ Bad Wildungen bleibt durch die Niederlage Tabellenzehnter mit zwei Punkten Rückstand auf Oldenburg und vier Punkten Vorsprung gegenüber Nellingen.