Bei der HSG Hannover-Badenstedt fangen die Krimis immer vier Stunden vor dem Tatort an, auch beim nicht unverdienten 27:26 (20:14)-Heimerfolg gegen den SV Union Halle-Neustadt dürften etliche Zuschauer die SalzwegArena mit einem leichten Schweißfilm auf der Stirn verlassen haben und Altmeister Alfred Hitchcock wäre blass geworden.
Dabei hätten die JUNGEN WILDEN aus Publikumssicht für einen entspannten Auftakt gesorgt. Frauke Kemmer beherrschte ihren Torraum von der ersten Minute an und vorn führte Regisseurin Jana Pollmer die HSG zur Torerfolgen oder vollstreckte gleich selbst. Als Mieke Düvel und Ivonne Krängel auf 11:6 (12.) erhöht hatten, hatte Halles Coach Bianca Eckardt genug gesehen und versuchte über eine Auszeit Stabilität in ihre Reihen zu bringen. Zweimal Sophie Lütke und Sarah Andreassen verkürzten im Anschluß zwar zum 11:9, aber die HSG wusste zu kontern und legte durch Jana Pollmer und Yvonne Krängel nicht nur nach. Tina Wagenlader mit einer Energieleistung vom Kreis sowie ein Doppelschlag von Lena Seehausen liessen den Vorsprung auf 16:11 anwachsen. Der 6-Tore-Abstand sollte bis zum Pausentee Bestand haben (20:14).
Zuwenig Spannung im Spiel schienen sich die WILDCATS aus Halle in der Kabine gesagt zu haben und kamen mit stark verbesserte Abwehr aufs Parkett zurück. Badenstedt nahm im Angriff für eine Viertelstunde die Rolle des Mäuschens an und ließ die Gäste nach einem 6:2 Lauf auf 22:20 (46.) aufschließen. Die HSG berappelte sich aber und hielt dagegen. Halle hatte es nun schwerer gegen die Badenstedter Abwehr und die bärenstarke Frauke Kemmer zu Erfolgen zu kommen, kämpfte aber verbissen um jedes Tor und hatte nach den Treffen von Helena Mikkelsen und Nadine Smit vom Punkt den Ausgleich zum 26:26 erzielt. Im Publikum hielt es mittlerweile nur noch stark unterkühlte Typen auf den Sitzen, die Spannung war bis zum Siedepunkt gestiegen. Bei drohendem Zeitspiel gelang Badenstedts Aussenspielerin Marlen Wills von der Halbposition das 27:26, an einen Siegtreffer mochte aber achtzig Sekunden vor Spielschluß noch niemand zu Glauben. Halle rannte sich jedoch in der Badenstedter Abwehr fest, der letzte allerdings von der Schlussirene unterbrochene Angriff der HSG blieb ebenfalls folgenlos und das ersehnte Happy-End für die JUNGEN WILDEN war perfekt.
„Wenn wir beide Halbzeiten so gekämpft hätten, wären wir als Sieger nach Hause gefahren“, meinte die von Badenstedter Seite als beste Spielerin ausgezeichnete Sophie Lütke. „Ein wenig hatte ich in der Erinnerung ans Bremen-Spiel schon deja-vu Gefühle, aber wir haben es mit Hilfe des Publikums ja geschafft“, nahm eine strahlende Frauke Kemmer ihre durch die Gäste erfolgte Auszeichnung zur besten Spielerin entgegen. „Die stark verbesserte schnelle Abwehrarbeit von Union hat uns eine Viertelstunde stark ausgebremst. Da wurde es umso wichtiger, dass jede Spielerin sich für den Erfolg voll eingesetzt hat“, lobte HSG-Trainer Roland Friebe den Einsatzwillen seiner Riege.