Es wirkte ein bisschen wie verkehrte Welt. Und doch fühlte es sich richtig an – auch wenn am Ende nicht das richtige Ergebnis zu Buche stand: Statt der obligatorischen Einlauf-Kids waren es die Mütter, die Unions Handballerinnen diesmal auf das Parkett begleiteten. Das Zweitligaspiel am Samstag in der Erdgas-Arena gegen Trier so kurz vor dem Muttertag war auch als Dankeschön gedacht. „Umso ärgerlicher ist es, dass wir verloren haben“, sagte Elisa Möschter nach dem 21:23 zerknirscht. „Es war eindeutig mehr drin.“
Auch für ihre Mutter Angela hätte sie dieses Spiel gern gewonnen. „Ohne ihre Hilfe und die meines Vaters wäre ich schließlich nie so weit gekommen“, sagte Halles Rechtsaußen und sprach auch für ihre Teamkolleginnen. War der Druck zu groß? Der unbedingte Wille, sich vor dem größten persönlichen Förderer beweisen zu wollen, fehlte sicher keiner der Union-Spielerinnen. Und doch hat es nicht geklappt, sind die Wildcats wieder einmal an sich selbst gescheitert. „Wir haben zu viele 100-prozentige Chancen liegen gelassen“, meinte Elisa Möschter. Und Co-Trainerin Bianka Eckardt pflichtete ihr da bei: „Da waren zu viele Unkonzentriertheiten.“ Vor allem im Angriff wurde geschlampt. Statt in die Tiefe zu gehen, spielten die Hallenserinnen immer wieder quer. Eckardt: „Der finale Pass kam nicht an.“
Dabei begannen ihre Mädels gut, gingen in der Abwehr bis zur letzten Konsequenz dazwischen. Die daraus resultierenden Ballgewinne konnten über Konter in Zählbares umgemünzt werden. Nach zehn Minuten stand es 5:3. „Vielleicht hat die eine oder andere da gedacht, das wird schon“, mutmaßte Bianka Eckardt. Vielleicht machte sich aber auch das kräftezehrende Auf und Ab dieser Saison bemerkbar. Gleich zu Beginn hatte der Aufstiegsanwärter eine Bruchlandung hingelegt. Und nach der immensen Aufholjagd schloss sich jene Phase an, in der sich urplötzlich die Chance auftat, doch noch das Ziel Aufstieg zu erreichen.
Doch auch diesem Druck schienen die Hallenserinnen nicht gewachsen zu sein. Wie schon in den beiden Spielen zuvor blieb ihnen gegen Trier ein Happy End versagt. War Union bis zur Halbzeit noch auf Schlagdistanz (10:10), verlor der Gastgeber nach dem Wiederanpfiff zwischenzeitlich den Anschluss (11:16/38.). Zwar konnten sich die Wildcats noch einmal bis auf 20:20 (55.) herankämpfen, für einen Punktgewinn aber reichte es am Ende aber nicht mehr. Doch ist das tatsächlich den fehlenden Körnern so kurz vor Saisonschluss zuzuschreiben? Oder ist das Problem weniger physischer und mehr psychischer Natur? Könnte in der neuen Saison vielleicht ein Mentaltrainer helfen? Bianka Eckardt gibt zu, dass man auch darüber schon nachgedacht hat, obgleich sie selbst glaubt, dass die Couch nicht der Heilsbringer sein würde. Es sei eben ein Lernprozess, den eigenen hohen Erwartungen gerecht werden zu können. Handlungsbedarf besteht allerdings vor der neuen Spielserie unumstritten noch an der Personal-Front. Schließlich werden sechs Spielerinnen den Verein zum Saisonende verlassen. „Auch für sie wäre es schön gewesen, sich mit einem Sieg von den Fans zu verabschieden“, erklärte Elisa Möschter.
Grund genug also, sich über die Trier-Niederlage zu ärgern. So bleibt Union nur noch das letzte Auswärtsspiel am Samstag in Bremen, um sich noch einmal ein Erfolgserlebnis zu verschaffen. (mz)
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung – Petra Szag