Das Fiasko bei den Männern hat Mathilde Sörensen Gott sei Dank nur am Rande mitbekommen. Während ihre hoch gehandelten Landsleute bei der WM in Frankreich im Achtelfinale am Sonntag gegen Ungarn tief fielen, machte es die Dänin mit ihrem halleschen Team in der zweiten Handball-Bundesliga beim 33:28-Sieg über Werder Bremen besser.
Das K.o. der deutschen „Bad Boys“ anschließend gegen Katar erlebte sie zumindest eine Halbzeit lang im VIP-Raum der heimischen Erdgas-Arena mit. „Bitter, dass beide nun schon raus sind“, seufzte sie. Geschlagen das Parkett verlassen zu müssen, ist ein ganz hässliches Gefühl. Vor allem, wenn man weiß, dass man es eigentlich besser kann. Mathilde Sörensen hatte das mit ihren Union-Mädchen zwischenzeitlich selbst erfahren müssen. Doch ihre Talfahrt scheint nun gestoppt. Und sie hat dazu eine gehörige Portion beigesteuert. Auch gegen Bremen. Neun Tore erzielte der gerade einmal 1,70 Meter große Wirbelwind gegen den Tabellenvorletzten – so viele wie keine andere ihrer Mannschaft.
Die „Halbrechte“, die vor einem Jahr von den Wildcats aus der Schweiz geholt worden war, um das Personalproblem damals in der Abwehr zu lösen, befördert nun also auch selbst die Bälle ins gegnerische Tor. Für ihre Trainer kommt die Entwicklung nicht von ungefähr. „Sie hat ein gutes Auge und einen guten Wurf“, meinte Halles Co-Trainerin Bianka Eckardt. Ja, man kann sogar sagen, Mathilde Sörensen verkörpert mittlerweile wie keine andere Unions Spielweise: Sie zeichnet sich durch Schnelligkeit aus und Kraft. Weil die Spielerin nicht gerade über Gardemaße einer Top-Handballerin verfügt, versucht sie nicht über die gegnerische Abwehr zu steigen, sondern sucht sich die Lücken.
Angst vor der eigenen Courage? „Kenne ich nicht“, sagte Mathilde Sörensen selbstbewusst. „Wo ich gebraucht werde, da bringe ich mich ein.“ Am Sonntag zum Beispiel als Siebenmeter-Schützin. Da Eileen Uhlig nach einem Kreuzbandriss ihre Vollstreckerqualitäten beim Strafwurf nicht mehr ausspielen kann, müssen nun andere ran. Nadine Smit fehlte zweimal das Glück. Also übernahm Mathilde Sörensen die Verantwortung – immerhin viermal mit Erfolg. Von diesem wachsenden Verantwortungsbewusstsein profitiert Unions gesamtes Angriffsspiel. Weil Helena Mikkelsen am Sonntag beim Erwärmen über Fußprobleme klagte, blieb die wurfgewaltige Hallenserin vorsichtshalber auf der Bank.
Mathilde Sörensen übernahm ihren Part und erzielte auch das erste Tor für die Gastgeberinnen zum 1:1 (3.) in dem lange umkämpften Spiel (10:10/18.; 16:15/30.) Erst beim Stand von 23:23 (45.) gelang es Union, dank der Tore von Swantje Heimburg, Pia Dietz und eben wieder zweimal Mathilde Sörensen, sich auf 27:23 abzusetzen. „Das war der Knackpunkt“, meinte Bianka Eckardt. Die Freude über den Sieg konnte danach nicht einmal mehr das Männer-Debakel bei der WM trüben. Auch wenn Mathilde Sörensen praktisch doppelt litt: Mit den Deutschen und mit den Dänen. (mz)