Von einem glücklichen Umstand zu reden, verbietet sich in dem Zusammenhang. Doch es war zumindest die erhoffte Hilfe. Als Zweitliga-Handballerin Eileen Uhlig bei all ihren Teamkolleginnen nachfragte, wer denn zufällig Quark vorrätig habe, da meldete sich Patricia Puškášová. Die Slowakin in halleschen Diensten, die seit Saisonbeginn wegen eines Kreuzbandrisses fehlt, konnte ihr die gewünschte Milchspeise vorbeibringen. Dabei ging es Eileen Uhlig nicht etwa um die Befriedigung von kulinarischen Genüssen just an dem Tag, an dem die Supermärkte geschlossen haben. Halles Vollstreckerin vom Dienst benötigte den Quark vielmehr zum Kühlen ihres lädierten Knies. Das rechte diesmal. Beim Spiel in Nürtingen tags zuvor hatte sich Unions aktuell treffsicherste Werferin nämlich das Gelenk verdreht.
Ob es – wie vor fünf Jahren auf der linken Seite – ein Kreuzbandriss ist, kann Eileen Uhlig nicht sagen. Die Untersuchung in der Uniklinik steht erst noch an. Der Schmerz jedenfalls war so groß, dass die Spielerin von dem Augenblick an nicht mehr viel mitbekam von der hochdramatischen Partie, weil sie erstversorgt wurde. „Bis dahin war es ein Spiel auf Augenhöhe“, sagt das Wildcats-Urgestein ganz pragmatisch. „Wenn auch nicht schön, weil es viele individuelle Fehler gab und zu viele ungenutzte individuelle Fehler gab und zu viele ungenutzte Chancen.“ Bis zu der folgenreichen 47. Minute (17:17) wechselte die Führung ständig, schien noch alles drin zu sein für den bis dato Tabellenachten bei dem um zwei Plätze besser dotierten Gastgeber. Doch der neuerliche Ausfall hinterließ bei den Wildcats, die seit Saisonbeginn vom Verletzungspech arg gebeutelt sind, tiefe Spuren. Die Partie ging am Ende mit 21:27 klar verloren. Neben Eileen Uhlig, die es bis zu ihrem Ausscheiden auf acht Treffer gebracht hatte, erwischte es auch noch Matilde Sörensen. Sie war von den Nürtingerinnen unsanft ausgebremst worden und mit dem Kopf aufs Parkett gekracht. „Ihr geht es aber wieder gut“, gibt Eileen Uhlig zumindest diesbezüglich Entwarnung, sie hatte sich nach der körperlichen Verfassung ihrer Mitspielerin erkundigt.
Besser also als ihr selbst. Und doch wirkt Eileen Uhlig ziemlich gefasst. „Das ist in unserem Sport nun einmal so, das kann jeden Tag passieren, damit muss man immer rechnen“, sagt die 27-Jährige. Die Krücken, die seit 2011 im Keller lagen, hat sie sich von den besorgten Freunden, die sich nunmehr die Klinke in die Hand geben, schonmal hochholen lassen. Das Mitgefühl der anderen, tue ihr gut, sagt Eileen Uhlig. Es lässt sie den Schmerz leichter ertragen. Und die Befürchtung, ihrer Mannschaft demnächst wohl nicht helfen zu können, sich wieder in die oberen Tabellenregionen hochzuarbeiten.
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung vom 09.01.2017 von Petra Szag