Was tut man also, wenn die Uhr noch acht Sekunden anzeigt, wenn der Gegner zu diesem Zeitpunkt 28:27 führt, wenn einem klar ist, dass dies die letzte Chance ist, nach einem relativ verkorksten Spiel zumindest noch einen Punkt mitzunehmen? Man nimmt diesen einen, diesen entscheidenden Wurf und – „hält einfach voll drauf“, wie es Alicia Soffel formuliert. Noch schauen, wo die Torfrau steht, aber nicht mehr allzu viel denken. „Ich wusste schon, dass das die letzte Chance war“, sagt die 17-Jährige, die mit ihrem finalen Treffer das 28:28 des Frauenhandball-Zweitligisten FSG Mainz 05/Budenheim gegen den SV Union Halle-Neustadt rettet.
Die die Serie der „Dynamites“ rettet. Die dafür sorgt, dass nach fünf Siegen in Folge das Remis die Mainzerinnen sogar auf Rang vier klettern lässt. Und dies obwohl Trainer Thomas Zeitz völlig zu Recht feststellt: „Mit einem bisschen Glück fährt Halle nicht unverdient mit zwei Punkten nach Hause.“ Dass es am Ende für beide Teams einen Zähler gab, war Mitte der zweiten Halbzeit nicht unbedingt mehr zu erwarten gewesen. Die Gastgeberinnen, die nach einem ordentlichen Start mit einer 6:4-Führung (10. Minute) den Faden ziemlich verloren hatten, lagen zur Pause 15:18 und nach 43 Minuten 17:22 zurück. „Da fehlen einem schon ein bisschen die Worte“, suche auch Kreisläuferin Janka Bauer vergeblich nach Gründen, warum die Mainzerinnen so aus dem Tritt kommen konnten. Coach Zeitz wurde da schon deutlicher: „15 eigene Tore bis zur Pause sind ja noch okay. 18 Gegentreffer gehen allerdings gar nicht.“ In der Tat war die Defensive diesmal der Knackpunkt. „Wir haben es in der Abwehr verbaselt“, sagte Bauer.
Aber auch vorne lief zu wenig zusammen. Es fehlte Spielwitz, es fehlte Tempo. „Aber wir haben immer gekämpft“, betont Bauer. Dieser Kampf und eben Alicia Soffel sorgten schließlich noch für das halbe Happy End. „Unglaublich, wie sie diese Situation dann annimmt, die Würfe nimmt, sich einfach reinhaut“, lobt auch Coach Zeitz die 17-Jährige, die in der Schlussviertelstunde mit sechs Toren nahezu im Alleingang für die Wende sorgte.
Eine Wende, die dennoch dem Teamgeist zuzuschreiben war. „Jeder hat für den anderen gearbeitet. Wir haben uns nicht hängen gelassen“, filterte Janka Bauer das Positive aus einem mäßigen Auftritt heraus. Ein Auftritt übrigens, der sogar noch die volle Ernte hätte einbringen können. Bauer selbst setzte beim Stand von 27:28 einen Überlaufangriff übers Tor, Soffel traf Sekunden später nur den Pfosten. „Es ist schon kurios, dass wir am Ende sogar noch gewinnen können“, schüttelte die Kreisläuferin ungläubig den Kopf.
So blieb es aber dann doch bei dem Remis, das Thomas Zeitz die Arbeit in den nächsten beiden (spielfreien) Wochen sogar ein bisschen leichter macht. „Ich bin froh, natürlich froh, dass wir noch einen Punkt geholt haben. Ich bin aber auch froh, dass es so ein grottiges Unentschieden war. Jetzt müssen wir im Training richtig Gas geben und in zwei Wochen zeigen, dass wir es besser können.“ Dann geht es wieder in eigener Halle gegen den TSV Haunstetten. Und damit wieder gegen ein Team, das hinter den Dynamites steht.