Elisa Möschter kam es vor wie die Höchststrafe. „Furchtbar“, beschrieb die Zweitliga-Handballerin das Gefühl, das sie beim Spiel ihrer Wildcats am Sonntag in heimischer Halle gegen den Spitzenreiter Bensheim-Auerbach beschlichen hat. Und meinte damit nicht etwa die Leistung ihrer Teamkolleginnen. „Die Mädels haben wirklich toll gekämpft“, sagte Halles Rechtsaußen nach dem 19:22.
Was ihr Blut in Wallung brachte: Sie konnte ihnen nicht helfen. Nach ihrem Mittelhandbruch vor sechs Wochen gleich zum Saisonauftakt hatte sie, um sich überhaupt nützlich zu machen, die Rolle der Protokoll-Führerin auf der halleschen Bank übernommen. Und weil Elisa Möschter mit dem Stift nun schon wieder ganz gut hantieren kann, denkt die 24-Jährige, es mit dem Ball auch hinzukriegen. „Wenn mein Arzt mir bei der Abschlussuntersuchung grünes Licht gibt, dann werde ich nächste Woche gegen Beyeröhde wieder mit dabei sein“, sagte die verhinderte Spielerin voller Zuversicht. Worte, die Unions Trainer Jörgen Gluver gern hört. Denn er hat nach wie vor ein großes Personalproblem. Elisa Möschter nämlich wirft mit Links – als Einzige in seinem Team neben Helena Mikkelsen, die nach einem Bänderriss ebenfalls zum Zuschauen verurteilt ist.
Gegen das Top-Team aus Bensheim konnte der Ausfall nicht kompensiert werden – trotz einer erfreulichen Steigerung gegenüber der letzten Auswärtspleite in Haunstetten. „Natürlich haben wir die zwei Spielerinnen schmerzlich vermisst, auch wenn Mathilde Sörensen von dieser Position zwei Tore geworfen hat“, sagte der Trainer bei einem ersten Fazit. Und er lobte die diesmal gut funktionierende Abwehr seiner Mannschaft – inklusive einer immer besser in Schuss kommenden Torfrau Anne Voigt. Zwar zappelte der Ball in Halbzeit eins insgesamt 15 Mal in Halles Netz, doch nach dem Seitenwechsel ließen die Gastgeberinnen nur noch sieben Treffer zu. Und trotzdem reichte es nicht für einen doppelten Punktgewinn. Denn es gab Phasen in dem Spiel, da wollte Halle selbst einfach kein Tor gelingen. Und so wurde nach einem 5:5 (11.), 11:11 (24.) und 13:15 zur Pause dann doch ein Sechs-Tore-Rückstand (14:20/45.).
Wer jedoch geglaubt hatte, dass Gluvers Frauen durch den Verlust der Tuchfühlung auch den Faden verlieren, der wurde eines Besseren belehrt. Der Trainerfuchs setzte auf den Überraschungseffekt und wechselte die Keeperin bei den eigenen Angriffen durch eine weitere Feldspielerin aus – meist war das Swantje Heimburg. Die numerische Überlegenheit konnten Stefanie Hummel, Theresa Loll, Linda Jäger und Nadine Smit zwischen der 47. und 53. Minute zu Torerfolgen nutzen – beim 18:20 war Halle wieder dran.
Ganz überrumpeln ließ sich der Spitzenreiter jedoch nicht. In der Schussphase hatten sich die Gäste auf Halles mutiges Spiel eingestellt und ihren Sieg dann doch noch sichergestellt. Trotzdem sollte die Steigerung Halle Mut machen für das Spiel nächsten Sonntag zu Hause gegen den Vorletzten Beyeröhde. Wie auch die Aussicht, wieder auf Elisa Möschter bauen zu können. (mz)