Akkurat aufgereiht standen die Fahrzeuge vor der Erdgas Sportarena. Stoßstange an Stoßstange hatten die Spielerinnen der Halle Wildcats ihre Kleinwagen – alle gleiches Modell, alle gleiche Farbe – vor dem DHB-Pokalspiel gegen die Berliner Spreefüxxe abgestellt. Aus der Ferne betrachtet, bildeten die weißen Wagen am Sonntag eine undurchdringbare Wand. Wie passend, denn genau eine solche will der Handball-Zweitligist auch in der Defensive auf dem Feld bilden. Aber so recht will das nicht gelingen. Nicht in der vergangenen Saison, als die mangelhafte Abwehr das Dauerproblem der Mannschaft war. Und auch nicht beim knappen 31:27-Erfolg gegen Drittligist Berlin am Sonntag in der ersten Runde des Pokals. Eine Woche vor Saisonbeginn in der zweiten Bundesliga zeigten die Wildcats in der Verteidigung große Schwächen.
Die Abwehr war das Problem“, musste Trainer Jörgen Gluver nach dem Spiel gegen die Spreefüxxe dann auch nicht lange überlegen, wo die Defizite im Wildcats-Spiel lagen. „Die Bewegungen müssen besser werden. Auch die Abstimmung, die Spielerinnen müssen mehr miteinander reden“, forderte der Däne. Und er hielt fest: „27 Gegentore sind einfach zu viel.“
Worte, die bekannt klingen. Schon in der vergangenen Spielzeit hatte Gluver die Defensivarbeit immer wieder kritisiert, die vielen Gegentore moniert. Und daraus für die Vorbereitung seine Konsequenzen gezogen. „Abwehr, Abwehr, Abwehr“, so Gluver, stand dort auf dem Trainingsplan. Zu sehen war davon gegen Berlin jedoch wenig. Gerade in der ersten Halbzeit ließen die Wildcats den Fokus in der Verteidigung oft vermissen, erlaubten Berlin immer wieder einfache Tore. Mehrfach fuhr Gluver deshalb aus der Haut, forderte von seinen Spielerinnen lautstark mehr Konzentration. „Das Problem ist, wenn sie nicht machen, was ich gerne haben will und immer wieder die gleichen Fehler begehen“, ärgerte er sich.
Diese Fehler führten dazu, dass Union nach 25 Minuten bereits 14 Gegentore zugelassen hatte und zu diesem Zeitpunkt mit zwei Treffern zurücklag. Einzig der insgesamt sehr gut aufgelegten Offensive war es zu verdanken, dass die Wildcats während dieser Phase im Spiel blieben. „Wir haben geduldig gespielt, das haben wir uns in der Vorbereitung vorgenommen. Die Würfe waren hochwertig“, meinte Außen Nadine Smit. Hochwertig waren vor allem die Würfe der Rückraumschützinnen Eileen Uhlig und Helena Mikkelsen, sie trafen je sechs Mal aus dem Feld.
Trotz der ansprechenden Offensivleistung legte Uhlig aber wie ihr Trainer nach dem Spiel den Fokus auf die Defensive: „Man gewinnt ein Spiel nur in der Abwehr“, betonte sie. „Wir können das, müssen es aber endlich mal abrufen und dürfen uns keine Berg- und Talfahrten mehr erlauben.“ Als positives Beispiel führte sie den Test gegen den deutschen Meister Thüringer HC aus der Vorbereitung an. Dem hatten die Wildcats nur 25 Treffer zugestanden. Als positives Beispiel könnte aber auch die Schlussphase des Pokal-Duells gegen Berlin herangezogen werden. Da zogen die Wildcats sichtbar die Intensität in der Verteidigung an und konnten in Verbindung mit der starken Offensive entscheidend davonziehen. Um in der Liga erfolgreich zu sein und das Ziel Aufstieg zu erreichen, müssen die Wildcats diese Intensität über 60 Minuten zeigen. Schon am Samstag gegen Herrenberg wird dies nötig sein. Nadine Smit gibt es vor: „Wir müssen in der Abwehr wie eine Wand stehen.“ Wie eine undurchdringbare Wand. So, wie vor der Halle.
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung von Fabian Wölfling