Das letzte Tor war auch für Martyna Rupp. Als Eileen Uhlig an diesem Sonntagnachmittag in der Erdgas-Arena nach dem Ball hechtete und diesen in das leere gegnerische Tor bugsierte, war klar: Union Halle-Neustadt gewinnt sein letztes Heimspiel dieser Handball-Zweitliga-Saison gegen Mainz/Budenheim mit 29:27. Die Gäste hatten in der dramatischen Schlussphase alles auf eine Karte gesetzt und ihre Torfrau gegen eine Kreisspielerin ersetzt, um mit der personellen Überlegenheit vielleicht doch noch das Unentschieden zu erzwingen. Doch die Rechnung ging nicht auf.
Halles schon. Die Tabellenvierten hatten sich fest vorgenommen, die Abschiedsvorstellung ihrer beliebten Mitspielerin Rupp das gebührende Ambiente zu verleihen. Danach fielen sich alle erschöpft in die Arme, zeigten ein Transparent, auf dem „Danke“ stand und feierten mit den Fans die Polin, die zweieinhalb Jahre die Mannschaft so leidenschaftlich unterstützt hat. „Dass sie geht, ist ein großer Verlust für uns“, sagte Eileen Uhlig. „Sie ist so ein super Mensch und auf dem Parkett ein Vulkan.“
Auch Co-Trainerin Bianka Eckardt gab angesichts der rührenden Szenen in der Halle zu: „Ich hatte Pipi in den Augen.“ Gern hätte man die Spielerin gehalten, die laut Eckardt äußerst zuverlässig ist, trainingsfleißig und immer für sachliche Kritik empfänglich. Doch der Verein und die 26-Jährige kamen bei ihren Vertragsgesprächen auf keinen gemeinsamen Nenner. Damit werden sich die Wege trennen. „So ist der Sport, das gehört nun mal dazu. Und jeder von uns weiß das auch. Aber wenn’s dann ernst wird, ist das doch sehr emotional“, sagte Eileen Uhlig.
Der Sieg gegen die Mainzerinnen war auch allen eine Herzenssache, denn das Hinspiel hatten die Wildcats haushoch verloren. Der Punktekampf gestaltete sich dennoch wieder als ziemlich schwierig. „Einfach können alle, so haben wir den Zuschauern wenigstens beste Unterhaltung geboten“, sagte Bianka Eckardt augenzwinkernd. Insbesondere in der ersten Halbzeit zeigte sich ihre Mannschaft in der Abwehr nicht aggressiv genug. Das besserte sich erst, als Mathilda Sörensen hinten das Zepter übernahm.
Doch auch vorne sündigten die Gastgeberinnen, versiebten so manchen Konter, ließen einige Großchancen ungenutzt. Trotzdem gelang es Halle zwischenzeitlich, bis auf 16:10 (27. Minute) davonzuziehen. Nach dem Seitenwechsel (17:13) schlichen sich bei Union immer mal Unkonzentriertheiten ein, begünstigt durch manch fragwürdige Schiedsrichter-Entscheidung. So kamen die Gäste nicht nur bedrohlich nahe, sondern konnten sogar in Führung gehen (25:26/58.). „Vielleicht lag es daran, dass die Saison sehr viel Kraft gekostet hat und wir nur wenige Wechsel-Möglichkeiten hatten“, sagte Eileen Uhlig, die an dem Tag treffsicherste Hallenserin (8).
„Doch alle haben die Zähne zusammengebissen, und wir hatten diesmal auch das Glück auf unserer Seite.“ Nachdem Jacqueline Hummel mit zwei wichtigen Treffern die knappe Führung wieder herstellen konnte, war es Uhlig vorbehalten, den erneuten Ausgleich der Gäste zu korrigieren. Erst traf sie vom Sieben-Meter-Punkt, dann eben ins leere Tor. Beim Saisonabschluss nächsten Samstag bei Bensheim-Auerbach wollen sich die Hallenserinnen noch ein Erfolgserlebnis verschaffen, um Platz vier zu verteidigen – und um Martyna Rupp einen Ausstand zu bescheren, an den sie sich gern zurückerinnern wird. (mz)
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung vom 10.05.2016 von Petra Szag