Jörgen Gluver wusste genau, wer den Siebenmeter ausführen sollte. „Toni“, rief der Trainer der Wildcats seinen Spielerinnen zu. Also trat Toni an und setzte den Strafwurf sicher in die Maschen. Was folgte, war eine Jubelexplosion auf der Bank der Wildcats. Geschlossen sprangen die Spielerinnen auf, rissen die Arme in die Höhe. Die Begeisterung war verständlich: Immerhin hatte Nachwuchsaußen Toni Reppe gerade ihr allererstes Tor für die Wildcats erzielt.
Wildcats knacken 40-Tore-Marke
Und als wäre das noch nicht genug Grund zum Feiern, konnte wenig später auch noch Linda Jäger ihr Comeback nach langer Verletzungspause mit einem Tor veredeln. Es waren die Treffer 38 und 39, die die Wildcats im Zweitligaheimspiel gegen die SG Kirchhof erzielten. Zehn Sekunden vor Schluss legte Mathilde Sörensen dann noch einen weiteren Treffer nach und stellte den 40:32-Endstand her – offensiver Bestwert für die Wildcats in der laufenden Saison und ein Befreiungsschlag nach zwei knappen Auswärtsniederlagen in Folge. „Ich bin erleichtert, schließlich mussten wir heute gewinnen“, erklärte Gluver nach dem Spiel zu seiner Gefühlslage. Der Druck vor der Partie gegen Kirchhof war groß: Nach der Blamage in Mainz-Bretzenheim und der unglücklichen Niederlage bei Werder Bremen musste gegen den Tabellenletzten ein Erfolgserlebnis her. Das sicherten sich die Wildcats gegen überforderte Gäste problemlos. Bereits nach 15 Minuten hatten sich die Hallenserinnen durch ihr schnelles Angriffsspiel auf 12:6 abgesetzt und gaben den Vorsprung im weiteren Spielverlauf nicht mehr aus der Hand.
„Im Angriff hat es heute sehr gut geklappt“, freute sich Martyna Rupp, die selbst sieben Tore beisteuerte. Eileen Uhlig, mit neun Treffern beste Schützin der Wildcats, wollte die offensive Rekordausbeute aber nicht zu hoch hängen: „Kirchhof hat es uns auch leicht gemacht, es waren viele Lücken vorhanden.“ Uhligs Aussage passte ins Bild. Denn trotz der spürbaren Erleichterung waren Trainer und Spielerinnen nach der Partie bemüht, auf die Euphoriebremse zu treten. „Wenn man 40 Tore erzielt, sieht man nur das. Aber ein Spiel gewinnt man in der Abwehr und 32 Gegentore sind immer noch zu viel“, stellte Uhlig klar.
Auch Gluver kritisierte die Defensivarbeit seiner Mannschaft: „Wir machen immer noch zu viele Fehler in der Abwehr, stehen nicht gut genug im Block.“ Und Defensiv-Spezialistin Rupp meinte: „Wir müssen in der Abwehrleistung besser werden. Noch mehr arbeiten und härter gegen den Körper spielen, so wie wir es gegen Neckarsulm gemacht haben.“ Für die Polin wäre ein erfolgreicher Abschluss der Saison besonders wichtig, schließlich verlässt sie als einzige Spielerin das Team. Und obwohl sie diejenige war, die das Vertragsangebot der Wildcats ausgeschlagen hat, fällt ihr der Abschied nicht leicht: „Ich bin traurig, weil ich mir hier viel aufgebaut und viele Freunde gewonnen haben. Aber so ist der Sport, ich muss weitermachen.“
Puskasova unterschreibt Vertrag
Am Rande des Spiels gegen Kirchhof unterschrieb erwartungsgemäß die slowakische Rückraumspielerin Patricia Puskasova einen Vertrag (MZ berichtete). Sie wird die Nachfolge von Rupp antreten. Sehr zur Freude von Trainer Gluver: „Es ist super, dass Patricia unterschrieben hat. Sie ist eine schnelle Spielerin, kann aber auch sicher in der Abwehr stehen.“