Der Platz in den Spielertunneln der Erdgas Arena gehört vor den Heimspielen der Zweitliga-Handballerinnen von Union Halle-Neustadt dem medizinischen Personal. Sehr intensiv verfolgen dort dann Teamarzt Lars Irlenbusch und Physiotherapeutin Ines Walter die Übungen der Rekonvaleszenten. So lag Linda Jäger am Samstag am Boden und kurierte ihre malade Achillessehne auf einer Kunststoffrolle. Sarah Andreassen belastete ihr von einem Kreuzbandriss genesenes Knie mit leichten Sprungübungen. Wohl dosiert, nicht übertrieben. Beide, so viel ist klar, werden ihrer Mannschaft erst in der neuen Saison wieder helfen können. Und so saßen sie pünktlich zum Anpfiff gegen die Vulkan-Ladies Koblenz/Weibern in kompletter Montur als Betreuer auf der Wechselbank oder Anfeuerer auf der Tribüne.

Das sollte Zusammenhalt zeigen. Und der war beim 28:23 (12:13)-Erfolg gegen Koblenz auch bitter nötig, wie Trainer Jörgen Gluver später gestand. „Es war ein hartes Stück Arbeit. Aber mit nur drei Gegentoren in den 17 Minuten nach dem Seitenwechsel haben wir eine überragende Phase geboten und das Spiel entschieden.“

Bis zum 5:10 (18.) lief bei den Wildcats vor 550 Zuschauern fast gar nichts. Der Erstliga-Absteiger Koblenz/Weibern, der entgegen der Ankündigung bis auf die Isländerin Hildigunnur Einarsdottir in Bestbesetzung angetreten war, kontrollierte die Partie. Dann griff Union-Trainer Gluver zweimal entscheidend ein. Zunächst reagierte er mit einer Auszeit und brachte mit Mathilde Sörensen mehr Bewegung in seine Abwehr. Die Konsequenz waren sechs Ballgewinne in Folge und der Ausgleich beim 11:11. Und nach dem Seitenwechsel brachte er Anne Voigt für die keinesfalls schwache Nicole Roth im Tor und beorderte Stefanie Hummel zur Pressdeckung gegen die bis dahin sieben Mal erfolgreiche Koblenzerin Monika Odrowska.

Wieder mit Erfolg: Hummel verurteilte Odrowska zur totalen Wirkungslosigkeit, denn die traf im zweiten Abschnitt überhaupt nicht mehr. Und Voigt hielt jene Bälle, die den Wildcats ein tolles Konterspiel und die Vorentscheidung beim 22:16 in der 47. Minute ermöglichten. Von den 16 Treffern, die die Gastgeberinnen in der zweiten Halbzeit erzielten, entsprang die Hälfte aus Tempogegenstößen. Vor allem die Hummel-Schwestern und Martyna Rupp spielten dabei ihre Schnelligkeit aus und ließen keiner der drei Koblenzer Torhüterinnen große Chancen.

Mitentscheidend für die Wende im Spiel war auch, dass es den Wildcats gelang, fast ohne Strafzeiten auszukommen. Erst in der 49. Minute bekam Stefanie Hummel die einzige Zwei-Minuten-Pause im Spiel verordnet. Doch die hatte sie sich dann mit ihrer Sonderbewachung gegen Odrowska auch redlich verdient. „Die Schiedsrichterinnen haben einiges zugelassen. Ich habe schon vorher ein paar Mal zu ihnen geschaut, weil ich aus meiner Sicht nah an einer Strafe dran war“, sagte Hummel.

Aufstellung:
Union: Roth, Voigt; Reppe, J. Hummel 7, St. Hummel 3, Möschter 5/2, Winkler, Smit, Heimburg, Uhlig 5/3, Rupp 6, Mikkelsen 2, Sörensen

Quelle:Mitteldeutsche Zeitung von Karl Ebert