Melsungen. Die Kirchhofer Leidenszeit in der 2. Handball-Bundesliga geht weiter. Das bange Warten auf den ersten Saisonsieg, der für den Aufsteiger auch im elften Anlauf, beim 23:34 (12:14) gegen den SV Union Halle-Neustadt, ein Wunschtraum blieb. Ausgeträumt nach 40 Minuten, als die Gäste in Überzahl auf 21:15 davonzogen, womit der SG-Widerstand und auch ein wenig die Moral der Gastgeberinnen gebrochen war. Sehr zum Missfallen von Christian Caillat. „Das war einfach zu wenig“, kritisierte Kirchhofs Trainer die „mangelhafte Disziplin“ seiner Schützlinge im Angriff und deren „Passivität“ in der Abwehr: „Da muss man sich einfach mehr wehren.“
Das gelang nur in der ersten Hälfte und führte nach einem 4:0-Lauf gar zu einer 6:2-Führung (13.). Als die eigene Defensive noch stand, Torfrau Morf mit ihrem Mittelblock Blase/Nagy gut kooperierte und die Ballgewinne konsequent zu erfolgreichen Tempogegenstößen genutzt wurden. „Da waren wir mental noch nicht da“, kommentierte SVU-Coach Jörgen Gluver den Fehlstart seiner Mannschaft, die aber prompt die Herausforderung annahm. Weil die Wechsel (Roth für Voigt im Tor und Rupp für Jacqueline Hummel im Rückraum) fruchteten. Und weil der Gast seinerseits die Abwehr stabilisierte. Dergestalt, dass die sich mit der vorgezogenen Stefanie Hummel ganz auf die linke Angriffsseite der Kirchhoferinnen konzentrierte, auf diese Weise Marieke Blase so gut wie ausschaltete so dass Izabella Nagy im Aufbau und Abschluss weitgehend auf sich allein gestellt war. Denn: Von rechts ging ohne Linkshänderin keinerlei Druck und Gefahr aus.
Ein Konzept, das aufging. Nun wurde Kirchhof ausgekontert und lag nach 20 Minuten mit 6:7 (20.) zurück. War aber noch nicht geschlagen. Selbst als Eileen Uhlig, Linda Jäger und Martyna Rupp auf 13:9 erhöhten und die Gäste aus Sachsen-Anhalt davon zu ziehen drohten (28.), sorgten Johanna Stockschläder und Marieke Blase zur Pause nochmal für einen Hoffnungsschimmer. Der schnell erlosch, weil die Kirchhoferinnen ihren Probleme im Positionsangriff auch mit der mittlerweile eingewechselten Rafhaela Priolli nicht in den Griff bekamen. Im Gegenteil. „Uns fehlte der Druck in die Tiefe und wir haben auch nicht gut zusammen gespielt“, bekannte Rückraumspielern Nagy. Ein gefundenes Fressen für den nun ziemlich präsenten Gast. Dessen Mittelblock war zur fast unüberwindlichen Mauer mutiert und dahinter fischte Nicole Roth reihenweise die Bälle weg. Da fiel es überhaupt nicht ins Gewicht, dass die dänische Spitzenspielerin Helena Mikkelsen erst nach 48 Minute zum ersten Mal traf. Für die Linkshänderin sprangen andere (Rupp, Jäger) in die Bresche, während die späten Wechsel von SG-Coach Caillat nur den Sinn hatten, seiner zweiten Reihe Spielpraxis zu geben. Denn zu retten war da schon lange nichts mehr.