Der Däne war mehr als angefressen. Unter der Woche hatte er als Konsequenz aus dem Pokal-Aus Abwehrarbeit trainieren lassen – und nun trotzdem ein weiteres Desaster erlebt. Und dabei verkörperten weder Zwickau noch Rödertal Zweitliga-Spitzenniveau. Der selbsternannte Aufstiegskandidat wurde bereits im ersten Saisonspiel arg ernüchtert. „Wir standen viele Male einen halben oder sogar ganzen Schritt falsch zum Gegner, haben die Eins-gegen-Eins-Situationen nicht angenommen, waren so oft zu spät und haben viele unnötige Zeitstrafen bekommen“, erklärte Gluver. „Das war eine Frage der Einstellung. Und die werde ich bei jeder einzelnen Spielerin ab jetzt sehr genau beobachten.“
Mit seiner Einschätzung funkte Gluver auf einer Wellenlänge mit Präsident Bodo Meerheim, der schon im Vorfeld nichts Gutes geahnt und extra mit in die Sporthalle nach Großröhrsdorf gereist war. „Wir haben jetzt zweimal die Grenzen aufgezeigt bekommen. Ich will den Teufel zwar noch nicht an die Wand malen, aber ich fühle mich doch ein wenig an den Saisonstart aus dem letzten Jahr erinnert“, so Meerheim. Damals hatten die Wildcats von den ersten sechs Spielen nur eines gewonnen.
Dabei hatte zunächst gar nichts auf eine erneute Pleite hingedeutet. Die Wildcats begannen konzentriert, führten 4:2 und 5:3 und legten immer wieder vor. „Ich hatte in der ersten Viertelstunde nicht das Gefühl, dass wir dieses Spiel verlieren könnten“, sagte Meerheim. „Aber wir haben es zweimal versäumt, uns von zwei auf vier Tore abzusetzen. Und dann war Rödertal im Spiel und wir raus.“ Noch hält er die Zeit nicht für gekommen, um sich die Mannschaft selbst einmal vorzuknöpfen. „Das Pokal-Aus war ärgerlich und wir haben jetzt das erste von 30 Ligaspielen verloren. Das ist ausschließlich Sache des Trainers, der aus meiner Sicht auch selbst nichts falsch gemacht hat“, so Meerheim.
Gluver hatte tatsächlich alles probiert. Er stellte die Abwehr von 6-0 auf 5-1 um, ließ dann sogar ein 3-2-1 spielen. Nichts wurde besser. Elf Zeitstrafen für Fouls als Folgen einer zu behäbigen und zu langsamen Abwehrarbeit sagen alles. Gluver brachte im Angriff Martyna Rupp und Eileen Uhlig für die immer noch nicht fitte Jacqueline Hummel. Sie konnten sie nicht ersetzen. Die gegen Zwickau noch zehn Mal erfolgreiche Helena Mikkelsen erwischte einen gebrauchten Tag, traf nicht und flog in der 39. Minute nach der dritten Zeitstrafe raus. Erst als Gluver die 17 Jahre alte Laura Winkler in den linken Rückraum beorderte und die aus vier Versuchen drei Tore erzielte, wurde es besser. „Sie hat ihre Sache genauso gut gemacht wie Stefanie Hummel mit ihren fünf Toren. Aber wenn die etatmäßige Kreisläuferin die beste Spielerin aus dem Rückraum ist, dann ist das nicht gut“, sagte Gluver. Meerheim gesteht der zweitjüngsten Mannschaft der Liga den Fehlstart zu. „Doch jetzt müssen die Spielerinnen auch die richtigen Lehren ziehen. Nächste Woche kommt erneut Zwickau nach Halle. Und diese Mannschaft sollten sie dann ein wenig besser kennen“, sagte der Präsident. Und Gluver drohte schon einmal: „Ich habe noch viel mehr Videos als die von unseren beiden Spielen.“ (mz)
Union: Roth, Voigt; St. Hummel 5, J. Hummel 4, Winkler 3, Möschter 7/6, Jäger 2, Uhlig 1, Rupp 1, Mikkelsen, Dietz, Hald, Reppe, Smit