Eine Maske verdeckte das ganze Dilemma. Der diensthabende Notarzt im Klinikum Kröllwitz hatte in der Nacht zum Sonntag die hautfarbene Schiene auf der angeschwollenen und tiefblau eingefärbten Nase von Elisa Möschter befestigt, nachdem er sie geröntgt hatte. „Angebrochen, aber zumindest glatt. Ich hoffe , dass ich nicht operiert werden muss“, beschrieb die Handballerin von Union Halle-Neustadt ihr Andenken an das Zweitligaspiel zuvor beim TSV Haunstetten.
Dabei hatte sich der Einsatz nicht mal gelohnt für Möschter und ihre Mannschaft. 27:32 hieß es nach 60 überaus harten Spielminuten gegen den abstiegsbedrohten Tabellenzwölften.
Bei der Statistik der Zeitstrafen hatten die Gäste mit 8:6 die Nase vorn. Doch genau das warf ein bedenkliches Licht auf die Spielleitung. Denn neben Elisa Möschter ließen sich auch Linda Umbusch mit einer Kieferprellung sowie einer Einblutung im Oberschenkel sowie Linda Jäger mit zwei lädierten Zähnen in der Nacht notärztlich versorgen. Eileen Uhlig folgte gestern mit ihrem schmerzenden Knie und einem dicken Knöchel.
Es war eine Partie unter dem Motto „Hauen und Stechen in Haunstetten“. „Unser Physiotherapeut hatte schon in der Halle Schwerstarbeit zu verrichten und musste in der zweiten Halbzeit praktisch im Minutentakt aufs Feld“, berichtete Co-Trainerin Bianka Eckhardt. Und sie rätselte, warum die Schiedsrichter diese übertriebene Härte zuließen. „Wir haben für jedes Allerwelts-Foul eine Zwei-Minuten-Strafe bekommen, die Gastgeber nicht. Im Gegenteil. Statt Stürmerfoul bekamen die noch einen Siebenmeter.“
Selbst als Rechtsaußen Möschter beim Abwehrversuch von Haunstettens Isabell Drasovean das Knie ins Gesicht bekam, musste die Hallenserin für zwei Minuten vom Parkett. „Wir sind nicht zimperlich, Handball ist nun mal Kontaktsport, aber das war zu viel“, klagte Möschter. Einzig Sabrina Duschner (33.) wurde bei Haunstetten hart bestraft – mit einer Disziplinarstrafe, weil sie Stefanie Hummel ins Gesicht geschlagen hatte.
Dabei war anfangs alles nach Plan für die Gäste gelaufen. Auch ohne die angeschlagenen Patrycja Mikszto (Knie), Dagmara Stuparicova (Oberschenkel), Pia Dietz und Martyna Rupp (Grippe) spielte Halle konzentriert. „Wir haben die Angriffe konsequent ausgespielt. Und auch die Abwehr stand meist gut“, sagte Eckhardt. 16:13 führte Union zur Halbzeit. Doch danach begann die Schlacht. Bei den ohnehin dezimierten Gästen ließen die Kräfte nach. Nach dem 21:21 (44.) kippte das Spiel endgültig.