Bevor es losging am Sonntagnachmittag in der Erdgas Arena und sich Unions Handballerinnen mit Haunstetten ein erbittertes Hauen und Stechen um die Zweitliga-Punkte lieferten, kniete Patrycja Mikszto nieder und verzierte das Parkett schräg vor den Pfosten ihres Tores mit bunten Klebestreifen. „Damit ich sofort erkenne, ob ich richtig stehe bei den Würfen, die von links oder rechts kommen“, erklärte Halles Schlussfrau. Rot heißt: zu nah am Kasten. Die weiße Linie zwei Fußlängen dahinter signalisiert: genau richtig. Und noch weiter draußen die schwarze soll sie dazu animieren, einen Schritt zurückzugehen.
Als die 31-Jährige schließlich mit spektakulären Paraden den 28:25-Sieg für ihre Mannschaft festhielt, brauchte sie die farbenprächtige Sehhilfe gar nicht. Denn in den letzten drei Minuten vereitelte Mikszto zwei Strafwürfe sowie den Nachwurf eines dritten an den Pfosten gesetzten Siebenmeters. „Sie hat uns den Arsch gerettet“, brachte es Kollegin Eileen Uhlig drastisch-fröhlich auf den Punkt.
Doch der Reihe nach: Halle begann stark. Die Abwehr stand sicher und erkämpfte ein ums andere mal den Ball, den vor allem Jacqueline und Stefanie Hummel eifrig zu Kontertore einnetzten. Als Halle-Neustadt auf 8:1 (13.) enteilt war, hatte der Aufsteiger sich auf Unions Spielweise eingestellt – und Jacqueline Hummel mit einer Sonderbewachung bedacht. In dieser Phase taten sich – mit Ausnahme deren Zwillingsschwester – die anderen Wildcats als Vollstrecker schwer.
Deshalb war es nun wieder der TSV Haunstetten, der durch Konter zum Erfolg kam. Bis zum Halbzeitpfiff konnten die Gäste auf 11:14 verkürzen, nach dem Seitenwechsel sogar bis auf 15:16 herankommen. In der 46. Minute schließlich lag Halle dann sogar zurück (21:22). Doch nun zahlte sich bei Union das gewachsene Selbstbewusstsein durch die jüngste Siegesserie aus. Statt den Kopf zu verlieren, kämpfte sich das Team zurück. Dazu hielt die Keeperin großartig. „Ich bin stolz auf diese Mannschaft. Meine Spielerinnen haben sich weiterentwickelt“, sagte Trainer Jörgen Gluver bevor er jede einzeln in den Arm nahm.
Für Patrycja Mikszto war es das Zeichen des Aufbruchs. Halles Nummer 1 zog ein Foto aus der Sporttasche mit einem kleinen wuschlig-weißen Hund darauf. „Das ist mein Einstein“, sagte sie lächelnd. „Den hole ich ab aus der Wohnung, und dann geht’s nach Hause.“ Also nach Polen, nach Chorzow. Wie alle anderen wird sie eine Woche Urlaub vom Handball machen. Am 29. Dezember startet die Vorbereitung auf das Pokalduell mit Erstligist Füchse Berlin.