Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen, die Handballerinnen des SV Allensbach haben ihr letztes Heimspiel 2014 hinter sich gebracht. Und wie heißt es seit mehr als 50 Jahren so schön in „Dinner for one“, dem TV-Klassiker zum Jahreswechsel? „The same procedure as every year“, auf den SV Allensbach abgewandelt: Immer das Gleiche mit den Heimspielen. Nicht eine Partie hat das Schlusslicht bei den ersten fünf Versuchen vor eigenen Fans gewonnen, die letzte ging vor 340 Zuschauern mit 28:32 gegen Halle-Neustadt verloren.Das Publikum bekam dabei, um im Bild zu bleiben, von Butler James in den ersten Minuten eine sehr würzige Vorspeise serviert: Beinahe jeder Wurf war ein Treffer. Richtig gut schmeckten die wenigen Führungen gegen den Tabellenachten. Immer, wenn der SVA einen Gang zulegen konnte, lief das Hochgeschwindigkeitsspiel. So wie in der 10. Minute, als sich Sarah Rothmund den Ball erkämpfte und selbst per Tempogegenstoß zum 7:5 traf. Bis zum Stand von 12:10 (18.) lag Allensbach vorn, doch dann spuckten die in der Defensive aggressiveren Gäste dem Heimteam in die Mulligatawny Soup und übernahmen das Kommando. In den Minuten vor der Halbzeit machte es der SV Allensbach dem Gegner viel zu leicht. Das Team von Trainer Oliver Quarti stolperte ein ums andere Mal über den Tigerkopf, während die Sächsinnen freundlich begleitet durch die zahnlose SVA-Defensive spazieren durften. Quasi ohne Gegenwehr zogen sie von 14:14 auf 15:19 zur Pause davon. „Die fünf Minuten vor der Halbzeit waren der Knackpunkt“, sagte Quarti, „diesem Rückstand sind wir bis zum Ende hinterher gerannt.“
Das Problem dabei: Wenn der SVA sich die Bälle nicht in der Defensive erkämpft und schnell umschaltet, tut er sich vorne doppelt schwer, da für den Positionsangriff mit Ausnahme von Steffi Hotz, die zehn Treffer erzielte, die Rückraumwerferinnen fehlen – erst recht, wenn Lisa Maier angeschlagen ins Spiel geht. „Wir sind gar nicht so richtig ins Tempospiel gekommen“, haderte der Trainer. Einmal noch bot sich dem SV Allensbach die Chance auf mehr, doch beim Stand von 18:21 vergaben die Gastgeberinnen drei gute Chancen, darunter einen Siebenmeter. „Positiv war, dass wir bis zum Schluss gekämpft haben. Schlimm wäre es gewesen, wenn die Spielerinnen sich ihrem Schicksal ergeben hätten“, sagte Manager Manfred Lüttin. Allein, der Kampf wurde wieder nicht belohnt.
Die Zuschauer sahen ein munteres Spiel mit 60 Toren in 60 Minuten, allerdings hatten die Gäste erneut öfter getroffen als der SV Allensbach, der mit 28:32 unterlag. Am Ende ließen die Spielerinnen der Heimmannschaft die Köpfe hängen, die Gäste feierten. „The same procedure…“, Sie wissen schon. Der letzte Heimsieg, das 40:34 im Mai gegen den HC Rödertal, liegt mehr als ein halbes Jahr zurück. An einen Jahreswechsel ohne doppelten Punktgewinn in eigener Halle konnte sich auch Manager-Urgestein Manfred Lüttin nicht erinnern, der gefühlt seit der TV-Premiere des Schwarz-Weiß-Sketches „Dinner for one“ beim SVA tätig ist. In der kommenden Woche steht das Spiel beim Tabellenführer Dortmund an, dann folgt eine vierwöchige Pause, in der die Allensbacherinnen „die Wehwehchen auskurieren und im Kreis der Familien ein schönes Weihnachtsfest feiern“ wollen, wie Trainer Quarti sagte. Ehe er endlich kommt, der Superball in Konstanz mit dem Spiel gegen Herrenberg am 10. Januar. Im vergangenen Jahr war der Sieg gegen Neckarsulm vor 1600 Zuschauern in der Schänzlehalle der Startschuss zu einer Aufholjagd, die mit dem Ligaverbleib belohnt wurde. Danach sehnen sie sich nun wieder beim Zweitliga-Schlusslicht, das beim letzten Jahreswechsel jedoch bereits sechs Punkte auf dem Konto hatte.
In der jetzigen Lage, mit nur zwei Zählern, sieht alles danach aus, als würden es die Allensbacherinnen wie Miss Sophie halten, die am Ende sagt: „I think, I‘ll retire“, sich also zurückziehen will, im SVA-Fall wäre das nicht das Schlafgemach, sondern die 3. Liga. Sich dagegen wehren, das wollen sie allerdings schon. „Wir tun für die Mannschaft, den Verein und die Region das Bestmögliche, um die Klasse zu halten“, erklärte Lüttin und erinnerte dabei ein bisschen an Butler James, der abschließend sagt: „Well, I’ll do my very best.“