Was ist der Unterschied zwischen den Wildcats der ersten elf Spieltage und denen der letzten elf Spieltage? Elf Punkte. Zu Saisonbeginn holten die Handballerinnen von Union Halle-Neustadt in der zweiten Bundesliga nur sieben Punkte aus elf Partien. In den letzten elf Spielen sammelten sie 18 Zähler ein. Aus einem Abstiegskandidaten wurde die drittstärkste Mannschaft der Rückrunde, die mit breiter Brust durch die Hallen läuft und dies auch eindrucksvoll unter Beweis stellt. So wie am Sonnabend, als sie 300 begeisterte Zuschauer mit ihrem 36:26 (18:15)-Sieg im mitteldeutschen Derby gegen den BSV Sachsen Zwickau von den Sitzen riss.
Die Duelle zwischen den Wildcats und den Sachsen waren in der Vergangenheit immer umkämpft. Und darauf deutete auch dieses Mal in der Unihalle alles hin. Die Wildcats übernahmen zwar nach gut fünf Minuten durch einen Treffer von Monic Burde beim 3:2 die Führung, doch entscheidend absetzen konnten sie sich zunächst nicht. Halle legte vor und Zwickau nach. So ging das bis zum 8:7 (9.), ehe die Wildcats dann doch den Vorsprung Tor um Tor auf 10:7 (9.), 13:9 (16.) und 15:10 (19.) ausbauen konnten. Dass zu diesem Zeitpunkt noch keine Vorentscheidung fiel, hatten die Gäste vor allem Torhüterin Nele Kurzke zu verdanken, die ihre Erfahrung aus der Zeit bei den Wildcats nutzte und den ehemaligen Teamkolleginnen doch einige Bälle abkaufte. Nach dem Seitenwechsel (18:15) kassierte sie allerdings einige unglückliche Gegentreffer, so dass sich Gäste-Trainer Normen Rentsch entschloss, auf dieser Position zu wechseln.
Ein fataler Fehler, wie sich später herausstellen sollte. Denn gerade als die Gäste beim 18:19 (36.) wieder Hoffnung auf einen Punkt schöpfen konnten, zündeten die Wildcats den Turbo und zogen mit tollen Kombinationen und prächtigem Tempospiel auf 25:20 (43.) davon. Damit war die Vorentscheidung gefallen, denn nun bauten sie ihren Vorsprung bis zur Schlusssirene konstant aus. „Ich bin unheimlich froh“, sagte Trainer Michal Lukacin. „Vor einer Woche gegen Harrislee haben wir uns noch recht schwer getan. Aber die Mädchen haben die richtigen Lehren aus dieser Partie gezogen und eine durchgehend konstante Klasse-Leistung gezeigt.“ Und das, obwohl die Unionerinnen mit Eileen Uhlig auf eine ihrer sichersten Torschützinnen krankheitsbedingt verzichten mussten.
Die wichtigste Erkenntnis aus diesem Derby ist allerdings die Tatsache, dass die Hallenserinnen ab sofort in Ruhe für ihre 22. Saison in der zweiten Bundesliga planen können. Denn mit elf Punkten Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz, den derzeit die TSG Ober-Eschbach einnimmt, sind sie bei nur noch vier ausstehenden Partien des Rivalen nicht mehr einzuholen. „Das ist ein schönes Gefühl. Wir können zwar jetzt beruhigt in die letzten fünf Spiele der Saison gehen. Aber wir werden uns nicht ausruhen, sondern wollen schon noch ein paar Plätze gut machen“, sagte Lukacin.
Union: Baranowska, Voigt; St. Hummel 6, Kiskyte, Schwarz, Jäger, Möschter 3/1, Cichy 4, Burde 8/1, J. Hummel 8, Kracht, Stuparicova 7/2, Michel
Quelle:Mitteldeutsche Zeitung von Karl Ebert